Bei der Geldanlage nicht auf Modetrends reinfallen

Chance und Risiko

Das Streben nach Sicherheit, der Wunsch nach steuerlicher Optimierung und der Schutz vor Inflation sind im deutschsprachigen Raum als Anlageziele besonders verankert. Wenn Finanzprodukte diese Themen aufgreifen, erfreuen sie sich bei den Anlegern einer besonderen Beliebtheit. In der Vergangenheit gab es jedoch mit solchen modisch-geprägten Investments für Kunden immer wieder ein böses Erwachen.

Was für Warnsignale gibt es
Auf welche Warnsignale sollten Anleger daher achten, wenn ihnen besonders trendige Produkte angeboten werden? Wenn einem ein Produkt angeboten wird, ohne dass zuvor geprüft wurde, ob es überhaupt zur individuellen finanziellen Situation passt, sollte man generell hellhörig werden. Nur nach einer intensiven Prüfung der finanziellen Situation und der Ausarbeitung einer individuellen Anlagestrategie für den Anleger, sollten passende Produkte ausgewählt werden. Auf die folgenden 4 Warnsignale sollte man besonders ein Auge werfen:

Nr. 1: Produkte, bei denen steuerliche Anreize oder staatliche Subventionen im Mittelpunkt stehen
Die komplexe steuerliche Gesetzgebung in Deutschland und die als zu hoch empfundene Steuerbelastung, bietet für Angebote, welche auf eine steuerliche Optimierung setzen, besonders viele Interessenten. Die Investoren von sogenannten Verlustzuweisungs- oder Abschreibungsmodellen, wissen nur zu gut, dass steuerliche Verluste auch einen realen Bezug haben und eben nicht nur auf dem Papier existieren. Darüber hinaus muss man in diesem Zusammenhang auch vor Produkten warnen, die schwerpunktmäßig auf staatliche Subventionen setzen. So haben staatliche Subventionen, wie die Abschreibung für Bauherrenmodelle, Ostimmobilien, Schifffonds, Leasingfonds, Medienfonds und vieles mehr in der Vergangenheit immer wieder zu Teil- oder Totalverlusten des Kapitals geführt. Wegen den staatlichen Zuschüssen und der daraus resultieren erhöhten Nachfrage, führen die Subventionen regelmäßig zu höheren Bearbeitung- und Vertriebskosten, die für den Investor Nachteilig sind. Diese Risiken sollten Anleger bei solchen Investments stets beachten und auf eine vernünftige Gebührenstruktur achten. Ebenfalls sollte nicht vergessen werden, dass staatliche Anreize künftig wieder wegfallen können, was Investoren von Solarfonds in Italien oder Spanien bitter in der jüngsten Vergangenheit erfahren mussten.

Nr. 2: Produkte, die Chancen nutzen und Risiken begrenzen
Bei der Regewendung „Gier frisst Hirn“ wird auch diese Erkenntnis von Produktentwicklern gezielt angewendet. Deshalb gilt an den Finanzmärkten auch der eiserne Grundsatz, dass Chance und Risiko zwei Seiten ein und derselben Medaille sind. Ein Finanzprodukt dass dem Anleger offeriert, gleichermaßen Chancen zu nutzen und Risiken zu reduzieren, kann nicht zuverlässig funktionieren. Wenn gewisse Sicherheitsmerkmale vorhanden sind, dann gehen diese Risikobegrenzungen eben zu Lasten der Ertragschancen. Im umgekehrten Fall wird diese Erkenntnis aber noch wichtiger. Wenn einem Anleger ein Investment hohe Ertragschancen zugänglich macht, dann geht dies nur unter Inkaufnahme eines entsprechend hohen Risikos.

Nr. 3: Produkte, die auf die Ängste der Anleger abzielen
Von den Produktanbietern kann das Phänomen der Angst besonders gezielt ausgenutzt werden. Gerade vor dem Hintergrund der noch allgegenwärtigen Finanzkrise, lassen sich zum Beispiel sachwertorientierte Produkte mit Inflationsschutz derzeit gut vermarkten. Dies hat zur Folge, dass aus Angst vor einer Systemkrise die Vermögen dann oftmals einseitig, auf ein spezielles Szenario hin ausgerichtet. Treten dann jedoch andere Szenarien ein, wird der Anleger dafür abgestraft. Bei der Geldanlage ist die Angst daher immer ein schlechter Ratgeber. Im Hinblick auf eine anlegergerechte und ausgewogene Portfoliostruktur, vernebelt die Angst den Blick für eine möglichst rationale Entscheidungsfindung.

Private Equity-Transaktionen

Nr. 4: Produkte, die auf einer besonderen Investmentstory basieren
Bei modisch-geprägten Investments hört sich meist eine schlüssige Argumentationskette verlockend an. Da geht es beispielsweise um „Seltene Erden“, den 3D-Druck, Gold und Silber oder um alternative Energie- oder Antriebskonzepte. Für Anleger bringt das Investment in junge Hochtechnologien meist das große Problem mit sich, dass die interessanten Anlagen bereits durch finanzkräftige institutionelle Großinvestoren „abgegrast“ wurden und diese einfach nur die bestehenden Investments mit Gewinn verkaufen wollen. Bei jungen Unternehmen, welche im frühzeitigen Stadium noch über keine marktfähigen Produkte verfügen, wird das benötigte Risikokapital im Normalfall bei großen Investoren eingeworben. Werden die Unternehmen dann an die Börse gebracht oder über entsprechende Themenprodukte einem breiten Publikum zugänglich gemacht, wurde ein Großteil der Rendite längst abgeschöpft. Solche Investments müssen dann in Zukunft noch einen höheren Ertrag erzielen, als dies in der Argumentationskette des Produktanbieters dargestellt wird. Ein Investor deshalb immer kritisch hinterfragen, ob diese Ertragsprognosen realistisch sind. Von den Produktentwicklern wird zudem oftmals das sogenannte „Backtesting“ eingesetzt. Dieser Test resultiert aus der Erkenntnis, dass die Finanzprodukte mit einer hypothetischen vergangenen Wertentwicklung bisher eine positive Performance aufgewiesen haben. Als Anleger sollte man daher bei solchen prozyklischen Investments den obligatorischen Hinweis, dass „vergangene Entwicklungen kein verlässlicher Indikator für künftige Entwicklungen“ sind, immer ernst nehmen.

Für den normalen Anleger sei deshalb zu empfehlen, sich überhaupt nicht auf modisch-geprägte Investments einzulassen. Mit einer ausgewogenen Anlagestrategie, die sich möglichst optimal auf die individuellen Ziele und Bedürfnisse eines Anlegers ausgerichtet und unterschiedliche Szenarien berücksichtigt, können mittel- bis langfristige Anlageziele auch ohne besondere Investmentstories erreicht werden. Es ist besser antizyklisch an den Finanzmärkten zu agieren und auf Anlagesegmente oder Marktphasen zu setzen, in denen es keine populären Modetrends gibt.

Quelle: Thomas Wüst

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