Durch einen Arbeitsmarkt, der sich in den meisten Ländern der Eurozone erst in der Frühphase der Erholung befindet und ein verhaltenes Wirtschaftswachstum, wird in der Eurozone noch für einige Jahre eine extrem lockere Geldpolitik nötig sein. Die EZB hat zudem die Bereitschaft zu weiteren geldpolitischen Lockerungen signalisiert.
EZB-Entscheidung sorgt für heftige Reaktionen
Völlig überraschend kündigte EZB-Chef Mario Draghi am 4. September 2014 eine erneute Zinssenkungen an. Der Leitzins liegt jetzt nur noch bei 0,05 Prozent. Auch der negative Einlagenzins (Strafzins) für Geld, das die Geschäftsbanken bei der EZB parken, wurde auf minus 0,2 Prozent weiter reduziert. Binnen weniger Minuten nach der EZB-Entscheidung schoss der Dax um 100 Indexpunkte nach oben und der Eurokurs fiel unter die Marke von 1,30 zum US-Dollar.
Anleihenrenditen fallen weiter
Im August sind die Anleihen-Renditen in der Eurozone stark gesunken. Dies zeigt sich auch im Rückgang der Rendite von 10-jährigen deutschen Staatsanleihen auf erstmals unter 1 Prozent im August. Dieser Rückgang basiert unter anderem auf die permanente tiefere Inflationserwartung. Aber auch die geopolitischen Ereignisse, wie zum Beispiel die Zuspitzung der Ukraine-Krise, haben dazu geführt, dass Anleger „sichere Häfen“ angesteuert und einen Teil ihres Kapitals in die bonitätsstarken Staatspapiere aus Deutschland umgeschichtet haben. An diesen rekordtiefen Anleihen-Renditen ist erkennbar, dass im Markt nun auch mittelfristig von einem verhaltenen Wachstum und einer tiefen Inflation ausgegangen wird. Es können deshalb weiter rekordtiefe EZB-Zinsen erwartet werden.
Die niedrigen Zinsen in der Eurozone bleiben vorerst
Die EZB hat ihre Wachstums- und Inflationsprognosen für dieses und das kommende Jahr noch einmal nach unten revidiert. Die tiefe Inflationsrate ist jedoch nicht die Ursache, sondern weitgehend das Resultat eines schwachen Wachstums. Die besten Maßnahmen gegen eine zu niedrige Inflation oder gar Deflation wären deshalb Entscheidungen oder Aktionen, die das Wirtschaftswachstum begünstigen.
Vielen Dank für den ausführlichen und sehr interessanten Artikel. Grüße