Einführung der Key Investor Information Documents (KIDs)
Was sind KIDs?
Die neue UCITS IV Richtlinie sieht ein neues, kurzes rechtliches Dokument für Investmentfonds vor: das „Key Investor Information Document“ (KID) – auf Deutsch „Wesentliche Anlegerinformationen“. Das KID ersetzt den Vereinfachten Verkaufsprospekt. Es kann für sich alleine die rechtliche Grundlage für den Kauf von Investmentfondsanteilen bilden – unabhängig vom Verkaufsprospekt.
Was ist die UCITS IV Richtlinie?
Die UCITS-Richtlinie der Europäischen Union definiert die Anforderungen an Fonds und ihre
Verwaltungsgesellschaften. UCITS steht für „Undertakings for Collective Investment in Transferable Securities Directives” – auf Deutsch: „Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren“ (OGAW).
2008 hat die EU-Kommission einen Entwurf zur Überarbeitung der UCITS-Richtlinie („UCITS IV“) vorgelegt. Am 1. Juli 2011 ist UCITS IV nun in Kraft getreten. Eine der Neuerungen ist die Einführung von „Key Investor Information Documents“ (KIDs).
Für welche Fonds müssen KIDs erstellt werden?
Generell ist eine Kapitalanlagegesellschaft (KAG) verpflichtet, für jeden ihrer Publikumsfonds ein eigenes KID zu erstellen. Dies umfasst sowohl richtlinienkonforme („UCITS“) wie auch nicht- richtlinienkonforme Fonds („non- UCITS“).
Wie erhält ein Anleger ein KID?
Vertreibt eine KAG ihre Fonds über eigenständige Vertriebspartner, so muss sie diesen die KIDs auf Wunsch zur Verfügung stellen. Die EU-Mitgliedsländer verpflichten wiederum die Vertriebspartner, Anlegern KIDs rechtzeitig zur Verfügung zu stellen.
Was enthält ein KID?
Ein KID darf – außer für Strukturierte Fonds – nur einen Umfang von zwei Seiten haben. Ein KID bietets standardisierte (und somit gut vergleichbare) Informationen über wesentliche Charakteristika des Fonds in knapper Form:
- Identität des Fonds
- Beschreibung der Ziele und der Anlagepolitik
- Risiko- und Ertragsprofil
- Kosten
- Frühere Wertentwicklung
- Praktische Informationen
Was umfasst der Abschnitt „Ziele und Anlagepolitik“?
Dieser Abschnitt enthält unter anderem:
- Generelles Anlageziel des Fonds (z. B. chancenorientierte Anlagestrategie, um einen möglichst
hohen Wertzuwachs zu erzielen) - Schwerpunkt der Vermögensgegenstände, in die der Fonds investiert
- Bonitätseinstufungen, wenn der Fonds in Anleihen investiert
- Angaben zu Derivategeschäften
- Rückgabemöglichkeiten und Rückgabezeiträumen
- Ziele des Fonds (z. B. die Konzentration auf Wertpapiere eines Landes)
- Ausschüttungspolitik (thesaurierend oder ausschüttend)
Wie sieht der Risikoindikator auf einem KID aus?
Geringeres Risiko und typischerweise geringere reicht. Sie ist in Stufen von 1 bis 7 eingeteilt. Der Risikoindikator beruht auf der historischen Volatilität (Schwankungsbreite). Auch ein Fonds, der in Kategorie 1 eingestuft wird, stellt dabei keine völlig risikolose Anlage dar.
Risikoindikator | Volatilität | Volatilität |
1 | 0,0% | 0,5% |
2 | 0,5% | 2,0% |
3 | 2,0% | 5,0% |
4 | 5,0% | 10,0% |
5 | 10,0% | 15,0% |
6 | 15,0% | 25,0% |
7 | 25,0% |
Zusätzlich zeigt das KID Risiken, die für den Fonds wesentlich sind und die vom Indikator nicht angemessen erfasst werden. Dies können zum Beispiel sein:
- Kontrahentenrisiko
- Kreditrisiko
- Liquiditätsrisiko
- Operationelle Risiken und Verwahrrisiken
- Risiken aus Derivateeinsatz
Zeigt das KID die Kosten des Fonds?
Ja, auf dem KID findet der Anleger Ausgabeaufschlag und Rücknahmeabschlag. Dabei muss jeweils der Höchstbetrag angegeben werden – vorausgesetzt natürlich, dass diese Kosten dem jeweiligen Fonds im letzten Geschäftsjahr überhaupt belastet wurden:
- Managementvergütungen
- Bei Dachfonds: Managementvergütungen von Zielfonds
- Depotbankgebühren
- Zahlungen an Berater („Advisors“)
- Zahlungen an Insourcer
- Jahresabschlusskosten
- Aufsichtskosten
- Rechtsberatungskosten
- Vertriebskosten
Die Laufenden Kosten enthalten grundsätzlich keine Portfoliotransaktionskosten. Ausnahmen von dieser Regel sind aber beispielsweise:
- Vom Fonds beim Kauf oder Verkauf von Anteilen an einem anderen Fonds
gezahlte Ausgabe- oder Rücknahmegebühren
Sofern sie vorgesehen ist, wird auch die Performance-Gebühr angegeben.
Wie ist die „Frühere Wertentwicklung“ dargestellt?
Die Frühere Wertentwicklung des Fonds ist in einem Balkendiagramm abgebildet. Generell zeigt es die Wertentwicklung der vergangenen maximal zehn Kalenderjahre. Wenn es noch keine Daten für ein vollständiges Kalenderjahr gibt, erklärt ein Hinweis, dass noch keine ausreichenden Daten vorhanden sind, um den Anlegern nützliche Angaben machen zu können.
Im Balkendiagramm zeigt ein Pfeil Jahre an, in denen der Fonds anders ausgestaltet war. In diesen Jahren war zum Beispiel das Anlageziel im Verkaufsprospekt anders formuliert. Näheres zu diesen Änderungen findet der Anleger auf der Internetseite der Verwaltungsgesellschaft.
Was enthält der Abschnitt „Praktische Informationen“?
In diesem letzten Abschnitt werden u.a. folgende Informationen dargestellt:
- Depotbank des Fonds
- Stelle, bei der der Verkaufsprospekt, die Berichte des Fonds, die aktuellen Anteilpreise sowie die Wesentlichen Anlegerinformationen des Fonds kostenlos erhältlich sind
- Hinweis auf die Steuervorschriften im Herkunftsland des Fonds
- Hinweis auf das Land, in dem der Fonds zugelassen ist und die zuständige
Aufsichtsbehörde
Wie oft werden KIDs aktualisiert?
KIDs werden zumindest einmal im Jahr angepasst. Dabei wird z.B. die neue Kalenderjahreswertentwicklung ergänzt. Darüber hinaus werden KIDs auch während des Jahres angepasst, wenn wesentliche Änderungen zum Beispiel der Kosten oder des Risikoindikators vorkommen.
Informationen zu dem Key Investor Information Documents (KIDs) als PDF-Dokument herunterladen.