Anlagekommentar September 2018 – Kurserholung trotz eskalierenden Handelsstreits

Anlagetipp

Im Reich der Mitte droht beim Außenhandel echtes Ungemach. Donald Trump hat den Worten Taten folgen lassen und weitere US-Importe aus China im Wert von 200 Mrd. USD zunächst mit 10 Prozent besteuert. Rund die Hälfte aller chinesischen Ausfuhren in die USA ist somit inzwischen deutlich belastet. Hinzu kommen in den USA neue Entwicklungen in der Russland-Affäre, die für Donald Trump durchaus gefährlich werden können. Und dann sind da noch die Sorgen, dass die Ausstiegsverhandlungen zwischen Großbritannien und der Europäischen Union scheitern könnten.

Entwicklung der Anlagemärkte
Die schwelende Krise in den Schwellenländern hatte die weltweiten Aktien- und Rentenmärkte fest im Griff. Einige von ihnen stemmen sich nun gegen den Wertverfall ihrer Währungen. In den USA ist dagegen ein gemischtes Bild vorhanden. Der Empire State-Index verzeichnete mit einem Wert von 25 ebenso ein überzeugendes Ergebnis wie die der Zuwachs der Einzelhandelsumsätze gegenüber dem Vormonat. Mit einem Anstieg von 0,5 Prozent konnten die Erwartungen von 0,1 Prozent hier deutlich übertroffen werden. Dagegen gab es bei der Industrieproduktion einen leichten Dämpfer, als mit einem Anstieg von 0,1 Prozent der Konsensus von 0,3 Prozent nicht erreicht wurde. Obwohl damit die makroökonomischen Daten schwächer ausfielen und der politische Druck auf US-Präsident Donald Trump aus seinem eigenen Lager zunahm, konnte der S&P 500 Index mit 3,0 Prozent ein kräftiges Kursplus verzeichnen.

Die Aktienmärkte in Europa mussten dagegen heftige Kursrückgänge verkraften. Ursache dafür waren unteranderem schwache Fundamentaldaten und die steigende Wahrscheinlichkeit eines ungeordneten Ausstiegs Großbritanniens aus der EU. Auch die Streitigkeiten um den italienischen Haushalt und der Handelskonflikt mit den USA sorgten dafür, dass der Euro STOXX 50 um 3,8 Prozent und der DAX um 3,5 Prozent verloren. Der italienischen MIB-Index gab um 8,8 Prozent nach, da es Befürchtungen gibt, dass durch den Haushaltsentwurf der neuen italienischen Regierung für das kommende Jahr und die Finanzplanung der nächsten drei Jahre die EU-Regeln eklatant verletzt werden und auf eine Konfrontation mit der EU-Kommission zugesteuert wird.

DAX Entwicklung

Die Staatsanleihen und der US-Dollar konnten von diesem unsicheren Umfeld profitieren. Die Rendite zehnjähriger US-Titel sank um zehn Basispunkte auf 2,86 Prozent und die deutschen Staatsanleihen mit gleicher Laufzeit rentierten zum Monatsende 0,12 Prozent niedriger mit 0,33 Prozent. Da sich die Kreditaufschläge leicht erhöhten, konnten Unternehmensanleihen mit dem Kursanstieg der sicheren Bonds nicht mitziehen und notierten weitgehend unverändert. Anleihen mit kurzer Duration schnitten dabei leicht besser ab. Hochzinsanleihen mussten wie Hart- und Lokalwährungsanleihen aus den Schwellenländern ebenfalls einen Wertrückgang verkraften.

Währungsentwicklung einiger Schwellenländer sorgt Investoren
Die Währungen von Argentinien, Brasilien, der Türkei und Russland sind in diesem Jahr stank unter Druck geraten. Dies hatte zur Folge, dass sich die Kapitalabflüsse aus den Emerging Markets insgesamt verstärkten und auch die Währungen von Ländern, die mit soliden Wirtschaftsindikatoren aufwarten, verloren an Wert. Bei genauerer Betrachtung ist erkennbar, dass Argentinien und die Türkei hohe Risiken bei Inflation und Leistungsbilanz aufweisen, während die Staatsfinanzen Brasiliens nicht nachhaltig sind. Allerdings sind die meisten Schwellenländer für die Weltwirtschaft nicht von großer Bedeutung. Eine Ausnahme dabei ist China. Jedoch wird man von der chinesischen Regierung weiterhin eine stabilitätsorientierte Wirtschaftspolitik erwarten können.

Die Türkei mit einem Welt-BIP-Anteil von rund 1 Prozent ist ein aufstrebendes „Middle-Income“ Land mit positiven demographischen Trends und einem immer noch hohen Anteil der Beschäftigung im Agrarsektor. Die Türkei exportiert hauptsächlich Produkte mit geringer Wertschöpfung und die Wettbewerbsfähigkeit ist schwach. Dies und das Spardefizit des Privatsektors bewirken, dass das Land ein strukturelles Handelsdefizit aufweist und laufend auf neues ausländisches Kapital angewiesen ist. Die Inflation ist strukturell vergleichswiese hoch, und es fehlt an Vertrauen in die Unabhängigkeit der Geldpolitik. Somit bleibt die Türkei gefordert, die strukturellen Ungleichgewichte abzubauen.

Ein Blick auf die aktuellen Anlagestrategien
Es kann weiterhin davon ausgegangen werden, dass in der aktuellen Situation Aktien und Unternehmensanleihen meist besser als Staatsanleihen und Kontokorrentguthaben abschneiden, wenn die Wirtschaft in den USA und in Europa wächst und die Arbeitslosenquote sinkt. Darüber hinaus zeigt eine Betrachtung vorangegangener Episoden von Fed-Zinserhöhungen, dass die Finanzmarktrisiken in diesen Phasen nicht überdurchschnittlich hoch waren. Auch wenn diese Einschätzung eine hohe Gewichtung von Risikoanlagen, wie Aktien und Unternehmensanleihen nahelegen würde, ist derzeit eine neutrale Allokation sinnvoll. Dies ist solange sinnvoll, wie es unklar bleibt, inwieweit die USA ihren Kreuzzug gegen den globalen Handel ausweiten und sich die Risiken insbesondere weiterer Zollerhöhungen oder ein Ende der NAFTA-Mitgliedschaft der USA auswirken.

Diese Risiken sind jedoch nicht so ausreichend hoch, um zu einer deutlich defensiven Vermögensallokation überzugehen. Zudem kann das Risiko einer spürbaren Abschwächung des Wirtschaftswachstums in China auch bei weiteren Einschränkungen im Handel als begrenzt angesehen werden, da China bereit ist, sowohl mittels einer gelockerten Geldpolitik als auch mit steigenden Staatsausgaben dagegen zusteuern. Andererseits sollte man aufgrund des fortgeschrittene Stadiums des Finanzmarkt-Zyklus, die Aktienanlagen in dieser Phase nicht erheblich erhöhen.

Die Dividendenwerte sorgen weiterhin für gute Erträge und der regionale Fokus im Aktienbereich bleibt weiter auf Europa und den USA gerichtet. Die Schwellenländermärkte bleiben weiterhin als Beimischung interessant. Hierbei gilt weiterhin Asien als die am besten positionierte aufstrebende Region, wo ein langfristiges positives Ertrags-Risikoverhältnis erwartet werden kann. Aber auch der japanische Markt und die Aktienmärkte von Zentral- und Osteuropa sind bei einer langfristigen Anlagestrategie einen Blick wert. Da die Renditen für Staatsanleihen in Europas Kernländern bei kurzen bis mittelfristigen Laufzeiten oft negativ sind, bleibt das Umfeld für Anleihen-Investoren weiter eine Herausforderung. Auch nach dem die Kreditaufschläge in der letzten Zeit zurückgegangen sind, bleiben die Unternehmensanleihen weiterhin die bessere Ertragsperspektive als die Staatsanleihen.

Anlagemärkte Entwicklung

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Externe Quellen:

  • Kategorie-Durchschnitte: monatliche Berechnung durch EDISOFT GmbH über das Fondsuniversum der FVBS-Datenbank
  • Zinsen (Festgeld, Sparbuch): monatliche Durchschnittswerte der Dt. Bundesbank aus Meldungen deutscher Kreditinstitute
  • Inflation: monatliche Zahlen des Statistischen Bundesamts
  • Goldpreis: offizieller Feinunzen-Preis/London
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