Anlagekommentar März 2020 – Das Coronavirus und der jüngste Ölpreisschock sorgen für einen „Schwarzen Montag“ an den Börsen

Anlagetipp

Der heftige Rückschlag in den letzten Wochen an den Aktienmärkten steht im Einklang mit einer raschen Zunahme der Unsicherheiten, nachdem sich Covid-19 außerhalb von China auszubreiten begann. Dazu kommt, dass es seit dem Bekanntwerden des starken Anstiegs von Infizierten in Italien zu einer erheblichen Verschiebung der Wahrnehmung zum Coronavirus gekommen ist. Als weiterer schwerer Auslöser kam das Platzen der OPEC-Verhandlungen über Fördermengen und Preisgestaltung, was einen Preiskampf zwischen Saudi-Arabien und Russland auslöste. In dessen Zuge sank der Ölpreis auf das Niveau von 2004 und der Ölkrise Anfang der 1980er Jahre. Darüber hinaus impliziert die in den letzten Monaten bis zur Korrektur zu beobachtende Bewertungsexpansion einen zunehmenden Optimismus an den Börsen. Dies dürfte dazu beigetragen haben, dass die Marktreaktion in den letzten Wochen so massiv ausgefallen ist.

Entwicklung der Anlagemärkte
Der März 2020 war ein Börsenmonat, der in die Geschichtsbücher eingehen wird. Es war der schlechteste Börsenmonat seit dem Jahr 2008. Der Einbruch ist der schnellste Crash in der Geschichte. Mit einem Verlust von 32 Prozent in knapp drei Wochen erlebte der deutsche DAX Index das schwärzeste Börsenkapitel in seiner 33-jährigen Geschichte. Nie zuvor stürzte er in so kurzer Zeit so stark ab. Im Einzelnen sah die Performance der großen Weltbörsen im März 2020 wie folgt aus: S&P 500 Index -12,5 Prozent, NASDAQ 100 Index -7,7 Prozent, DAX -16,4 Prozent, Eurostoxx50 Index -16,2 Prozent, FTSE 100 Index -13,9 Prozent, der NIKKEI 225 Index -10,5 Prozent und der MSCI World Index (EUR) -15,2 Prozent.

DAX Entwicklung

Die zentralen Notenbanken haben die Situation nicht auf die leichte Schulter genommen und entschlossen gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB), die Bank of England (BoE) und die Federal Reserve System (Fed) haben in einer konzertieren Aktion die Finanzmärkte mit Liquidität geflutet um die wirtschaftlichen Konsequenzen der Pandemie so gut es ging einzudämmen. So hat beispielsweise die Federal Reserve System (Fed) in einer noch nie dagewesenen Aktion ihre Leitzinsen zwei Mal innerhalb eines Monats auf de facto 0 Prozent gesenkt und eine 750 Mrd. US-Dollar Geldspritze für den US-Finanzmarkt bereitgestellt. Problematisch war vor allem die Situation am Rentenmarkt, da untypischer Weise neben den Aktienkursen plötzlich auch die Anleihekurse massiv zu fallen begannen. Es herrschte am Rentenmarkt offensichtlich ein Mangel an Liquidität. Infolge der massiven Intervention der Notenbanken beruhigte sich der Rentenmarkt wieder und auch der Aktienmarkt stabilisierte sich wieder. Zuvor hatte jedoch die Volatilität auf Tagesbasis gerechnet Werte erreicht, die sogar die der Finanzkrise aus dem Jahr 2008 übertrafen. Am deutlichsten sieht man es daran, dass dem größten Tagesverlust in der Börsengeschichte der höchste Tagesanstieg der Börsengeschichte folgte.

Die Ankündigungen der großen Notenbanken, de facto unlimitiert Liquidität bereitzustellen sorgten schließlich doch dafür, dass die Tagesschwankungen letztendlich merklich zurückgingen und so etwas ähnliches wie ein geregelter Börsenverlauf wieder hergestellt werden konnten. Damit sich die Aktienmärkte stabilisieren können, müssen die Unsicherheiten reduziert werden. Entscheidend dafür ist insbesondere ein besseres Verständnis der Natur der Krankheit Covid-19, insbesondere deren globaler Ausbreitung, des Krankheitsverlaufs und der Mortalitätsrate. Auch bleiben die kurzfristigen wirtschaftlichen Trends wichtig, welche auch vom Ausmaß verfügter Einschränkungen beim Konsum und in der Produktion abhängen. Des weiteren gilt es auch die Entwicklung beim Ölpreis, aufgrund der gescheiterten Gespräche der OPEC genauer zu beobachten.

Cloud, Künstliche Intelligenz & Co. kristallisieren sich als Stützen in der Krise heraus
Global gesehen ist der Technologiesektor (IT) eines der wichtigsten Zugpferde der Weltwirtschaft. Auch in der aktuellen Corona-Pandemie ändert sich dies nicht. Ganz im Gegenteil: In und nach der Krise werden neue digitale Lösungen verstärkt nachgefragt. Bei einem Blick auf die Indizes wird das Potential offenkundig: Allein der Nasdaq 100, der viele der US-Technologie-Aktien abbildet, konnte seit Mitte 2008 um mehr als 300 Prozent steigen. Im Vergleich dazu legte der S&P 500 im gleichen Zeitraum nur um knapp 140 Prozent zu. IT umfasst dabei alle Sektoren der Informations-, Kommunikations- und Datenverarbeitung. Derzeit besonders vielversprechend sind unter anderem die Teilbereiche Cloud, Software und Künstliche Intelligenz (KI).

Anders als in früheren Zeiten ist der heutige IT-Sektor geprägt von soliden Bilanzen und starken Cashflows. Dies resultierte in den vergangenen Jahren in steigenden Dividenden und Aktienrückkäufen, was wiederum den Aktionären von IT-Unternehmen zugutekam. Aber nicht nur die Rückflüsse an Aktionäre machen die Aktien so attraktiv, sondern global betrachtet profitieren die IT-Unternehmen von starken Gewinnwachstumsraten. Diese sind größtenteils der voranschreitenden Digitalisierung zu verdanken. Wer nicht mitzieht, bleibt im Wettbewerb schnell auf der Strecke. Unternehmen weltweit haben erkannt, wie wertvoll ihre Daten sind und erhöhen global die Investitionen in Softwarelösungen, Big Data, Künstliche Intelligenz und Cloud Computing.

Die derzeitige Krise ist Beschleuniger der bisherigen Trends
Die Nutzung von Cloud-Diensten ist in den vergange­nen Jahren stark gestiegen, mehr als 70 Prozent aller IT-Services werden inzwischen aus einer Cloud bereit­gestellt. In Zeiten von Home Office, Home Schooling & Co. dürfte sich der Trend zuletzt nochmals verstärkt haben. Täglich benutzen Menschen weltweit bewusst und unbewusst Software. Bei einem Notebook oder PC ist das Betriebssystem genauso eine Software wie die darauf installierten Programme und jegliche Daten, die damit erzeugt werden. Eine der großen Veränderungen der letzten Jahre war die Umstellung auf das Subskriptionsmodell. Hierbei handelt es sich um ein (digitales) Geschäftsmodell, bei dessen Basisform der Anbieter eine definierte Leistung verkauft und der Kunde für deren Nutzung regelmäßig bezahlt. Das Geschäftsmodell ist alt: Zeitungsabon­nements und Vereinsmitgliedschaften sind typische Formen von Subskriptionsmodellen. Die Vorteile dieses Geschäftsmodells sind wiederkehrende Einnahmen, ein stabiler Cashflow und dauerhafte Kundenbindungen. Einige Softwareunternehmen können über 90 Prozent ihrer Umsätze als wiederkehrend verbuchen. Das ist für Investoren gerade in Zeiten interessant, wenn die konjunkturelle Lage ungewiss ist.

Künstliche Intelligenz: Grundstein für Technikstandards von morgen
KI ist in der Lage, selbstständig zu lernen, Fehler zu erkennen und zu korrigieren. Damit ist KI zukunftsweisend für viele Sektoren, unter anderem kognitive Assistenten, Robotik, smarte Geräte, automatisierte Analysen, Bildverarbeitung und medizinische Diagnose. Aktuell ist KI noch ein „Nischenthema“, auf das sich nur wenige Unternehmen konzentrieren. KI legt den Grundstein für die Standards der Technik von morgen. Vor allem die USA und China haben im Bereich der künstlichen Intelligenz in den letzten Jahren stark investiert: Die Ausgaben für intelligente Technologien sind von 10 auf 14 Prozent des gesamten IT-Budgets gestiegen.

Ein Blick auf die aktuellen Anlagestrategien
Angesichts der von Sars-CoV-2 verursachten erheblichen Störungen in der chinesischen Wirtschaft, deren Auswirkungen auf die globalen Lieferketten und den Reiseverkehr sowie erhöhter Unsicherheiten bezüglich der Ausbreitung des Coronavirus in den Industrieländern aktualisieren wir unsere Szenarien der Vormonate. Entscheidend für die Finanzmärkte ist, ob Produktionsunterbrechungen weitgehend auf China beschränkt bleiben oder zum globalen Phänomen werden. Ein Szenario einer raschen Erholung impliziert, dass das Schlimmste in China bald vorbei sein wird und dass sich das Virus nicht in großem Umfang weltweit ausbreitet. Allerdings ist dies eine Hypothese, die durch die aktuelle Nachrichtenlage in Frage gestellt werden muss.

Weiterhin sorgen dennoch Dividendenwerte für gute Erträge und der regionale Fokus im Aktienbereich bleibt weiter auf Europa und den USA gerichtet. Als interessantes langfristiges Thema zur Depotbeimischung kann der Fokus auf eine „Alternde Gesellschaft“ gelegt werden und über unterschiedliche Anlagemöglichkeiten abgebildet werden. Auch globale Immobilienaktienfonds können zur Depotdiversifikation beitragen, denn stabile Dividendenzahlungen durch regelmäßige Mieterträge und die Partizipation an aussichtsreichen Langfristtrends zeichnen diesen Anlagebereich aus. Da die Renditen für Staatsanleihen in Europas Kernländern bei kurzen bis mittelfristigen Laufzeiten oft negativ sind, bleibt das Umfeld für Anleihen-Investoren weiter eine Herausforderung. Auch nach dem die Kreditaufschläge in der letzten Zeit zurückgegangen sind, bleiben die Unternehmensanleihen weiterhin die bessere Ertragsperspektive als die Staatsanleihen. In diesem Umfeld sollten Unternehmensanleihen aus dem gesamten Euroraum weiter den Vorzug bekommen.

Anlagemärkte Entwicklung

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Erläuterungen zu den Berechnungsgrundlagen:
Die Entwicklungen bzw. Endbeträge und Volatilitäten werden auf EUR-Basis berechnet.
Grundlage für die Berechnung der Volatilität: Monatliche Returns, logarithmiert, annualisiert. Eventuelle Ausschüttungen bei Investmentfonds werden wieder angelegt. Die Wertentwicklung basiert auf 100 Prozent des Kapitaleinsatzes, die Wertentwicklungen p.a. und Volatilitäten werden aus dem gesamten der Auswertung zugrundeliegenden Zeitraum (wie angegeben) bestimmt.

Externe Quellen:

  • Kategorie-Durchschnitte: monatliche Berechnung durch EDISOFT GmbH über das Fondsuniversum der FVBS-Datenbank
  • Zinsen (Festgeld, Sparbuch): monatliche Durchschnittswerte der Dt. Bundesbank aus Meldungen deutscher Kreditinstitute
  • Inflation: monatliche Zahlen des Statistischen Bundesamts
  • Goldpreis: offizieller Feinunzen-Preis/London
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